Thresiamma 1« Heute schon die Welt verändert? » – in Indien


In Indien ist es für Frauen sehr schwer, unabhängig von einem Mann zu existieren, sei es der Vater, der Mann oder der Sohn. Es ist kulturell nicht erwünscht, dass Frauen eigene Entscheidungen treffen. Seit fast 30 Jahren setzt unsere Partnerin, Thresiamma Matthew, sich ein, um indische Frauen zu stärken und die patriarchalen Strukturen aufzubrechen. Wir haben uns mit ihr unterhalten:

Thresiamma, kannst du uns erklären, woher es kommt, dass Frauen und Männer in der indischen Gesellschaft so unterschiedlich behandelt werden?
Das System des Patriarchats findet seine Gültigkeit und Zustimmung in unseren religiösen Überzeugungen, sei es Hindu, Muslim oder einer anderen Religion. Zum Beispiel besagt der alte Hindu-Gesetzgeber Manu: "Frauen sollen in der Obhut ihres Vaters sein, wenn sie Kinder sind, sie müssen in der Obhut ihres Ehemannes sein, wenn sie verheiratet sind und in der Obhut ihres Sohnes im Alter oder als Witwen. Unter keinen Umständen sollte sie sich selbständig behaupten können."
Diese Meinung zur Position der Frau ist in der heutigen modernen Sozialstruktur immer noch aktuell. Abgesehen von wenigen Ausnahmen hier und dort, haben Frauen keine Macht, unabhängige Entscheidungen zu treffen, weder zuhause noch in der Außenwelt. Durch fortgesetzte soziokulturelle Konditionierung haben sie ihre untergeordnete Position gegenüber Männern akzeptiert.
Extreme Armut und Mangel an Bildung sind auch Gründe für den niedrigen Status der meisten Frauen in der Gesellschaft.
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Es braucht viel Zeit, Geduld und Energie, um Mentalitäten, die tief in einer Gesellschaft verwurzelt sind, zu verändern. Seit wann arbeitet das Archana Women’s Center (AWC) daran, Frauen physisch, mental, psychologisch und spirituell in dieser sehr patriarchalischen Gesellschaft zu stärken? Wie und durch welche Methoden erreicht das AWC die tatsächliche Stärkung von Frauen?
Das Archana Women’s Center (AWC) hat seine Aktivitäten seit 2006 in enger Zusammenarbeit mit partage.lu ausgebaut. Wir haben eine Reihe von Programmen entwickelt, um die tief verwurzelten patriarchalen Strukturen der Gesellschaft in Frage zu stellen und die Frauen zu stärken.
Das erste, was wir tun, ist unter den Frauen Bewusstsein für ihre Lebensbedingungen zuhause und in der Gesellschaft zu schaffen. Mit Beispielen, Powerpoints und Filmauszügen führen wir sie durch eine Art soziale Analyse, um ihnen zu verdeutlichen, wie sie ausgegrenzt, marginalisiert und sogar der grundlegenden Menschenrechte beraubt werden. Wir helfen ihnen zu begreifen, wie sie bis hin auf den Arbeitsmarkt diskriminiert werden, dadurch, dass sie für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn erhalten. Durch diese Bewusstseinsbildung beginnen sie zu verstehen, wie unterdrückt sie eigentlich leben und trauen sich erstmals, eigenständig zu denken und zu handeln. Die Frauen bilden Gruppen, in denen sie sich gegenseitig stärken, damit sie gemeinsam für einträgliche Löhne, Arbeitsmöglichkeiten und die Unterstützung ihrer Familien kämpfen können.
Durch Meditationen und Überlegungen zum Thema Selbstbewusstsein, Persönlichkeitsentwicklung, Weiblichkeit und Mutterschaft versuchen wir den Frauen verständlich zu machen, wie Mann und Frau in unserer indischen Gesellschaft zusammenleben und funktionieren.
Wir bieten ihnen dann eine Ausbildung in nicht-traditionellen Erwerbsmöglichkeiten an, die ihre Existenz sichern können: zum Beispiel als Steinmetzerin, Tischlerin, es gibt auch Zusatzausbildungen in verschiedenen, spezifischen Bautechniken, die normalerweise das Monopol der Männer sind. Wir motivieren sie und so kommen die zögerlichen, schüchternen und extrem armen Frauen dazu, den Kitzel des «Außergewöhnlichen» zu erleben. Während der Ausbildung haben sie einen Verdienst (Stipendium) und knüpfen viele Kontakte im Bausektor. Wir versuchen, einen Eindruck bei den Medien - den TV-Kanälen, Printmedien und dem Radio - zu hinterlassen, so dass die Frauen, die mutig in den Männerbereich einsteigen und so "einen Unterschied machen", bekannt werden und Aufmerksamkeit erzielen. Es gibt ihnen Selbstvertrauen und ein Gefühl von Selbstwert. Ihre Arbeit wird anerkannt. Dies alles bewegt sie dazu, durchzuhalten und ihre Ausbildung in der Männerdomäne abzuschließen.
Wir bereiten auch die breite Gesellschaft darauf vor, die Frauenrechte positiver zu sehen und ihre Haltung zu ändern. Um dieses Ziel zu erreichen, organisieren wir soziale Fortbildungen und fördern die Bewusstseinsbildung mit Rollenspielen, Straßentheater und anderen Kunstformen. Wir haben auch spezielle Programme entworfen für politische Entscheidungsträger, gewählte Mitglieder der lokalen Regierung (panchayathu), einflussreiche Leader, Lehrer und Sozialarbeiter.
Wir wissen, dass nur die neue Generation wahre Veränderung bringen kann. Deshalb sensibilisieren wir die Vorschullehrer und die Mütter, damit sie die Wichtigkeit der Menschenwürde, der Gleichstellung zwischen Jungen und Mädchen, sowie die gesunder Beziehungen verstehen und ihrerseits die Veränderung der Geschlechterrollen unterstützen.
Wir wenden uns auch an die Jugendlichen, die heranwachsenden Mädchen und Jungen in Schulen und Gesellschaft mit speziell für sie entworfenen Sensibilisierungsprogrammen über Gender- und Lebensfragen. Dadurch werden sie herausgefordert, sich Gedanken über die bestehenden patriarchalischen Strukturen zu machen.

 

 


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